Herbst


Erste Nebel
©Ravena

Erste Nebel wollen wallen,
durch die Straßen auf und ab.
Es kündigt uns, aus fernen Hallen,
Stille, legt sich wie ein Grab.

Deckt die Häuser, deckt die Wiesen,
deckt die Mäntel, Wege zu.
Schmiegt an Blättern, bunten diesen,
ruft schon leis von Winters Ruh.

Und wir wandern durch den Morgen,
hasten hier und eilen dort.
Manch Zart wird noch den Sommer borgen,
doch man ahnt: er ist hinfort.

Bald schon zünden wir die Kerzen,
in der frühen, dunklen Stund.
Und es flüstert uns im Herzen,
Herbst, oh deiner tun wir kund.


Die Schnitterin

©Ravena

 

Nacht für Nacht wandelt sie schemenhaft schön die Treppe hinab. Die nackten Füße berühren den taufrischen Boden des Waldes. Frei atmen. Hier verstecken sich alle Geheimnisse der Welt. Unter den Wurzeln der alten Eichen, im Laubwerk, schillernd im Mondlicht, die Hände graben in feuchter Erde. Nur dem inneren Auge ist es erlaubt zu sehen, - Licht zu erfahren. Fesseln lösen sich in Nichts auf. Alles Ungesagte wird gesagt. Alles Unerfahrene wird erfahren. Alles, was geboren werden will, wird geboren.

 

Nacht für Nacht hält sie, zum Abschluss ihrer Reise stumm flehend der Schnitterin - der Morgendämmerung die gebundenen Hände hin.

Ihr Bruder Morgen hält langsam Einzug. Erbarmungslos. Nie hat es ihm an Pünktlichkeit gemangelt. Stets wird er da sein. Wie ein Eid, ein ungebrochenes Versprechen.

 

Der Schnitterin Gestalt verharrt reglos. Einer Statue gleich. Ihre Augen verbunden, doch das Schwert in der Hand. Wird sie die Fesseln diesmal durchtrennen?

Hoffnungsvoll verschließt die Barfüßige ihre Augen wie sie und reicht ihr erneut die verbundenen Hände dar.