Der Gott Odin


Traumträne
©Ravena

Im Geäst bei vollem Mond,
durch die Wipfel schimmert Licht.
Das Tagwerk ist schon lang vollbracht,
Gestalt in Schwarz, sie schläft noch nicht.

Fest umschlungen ihren Mantel,
aus samten seidig dunklen Stoffen.
Kalt fällt Regen, perlt herunter
jeder Tropfen Trank des Hoffen.

Durch das Fenster schwarze Augen,
blicken sorgsam auf das Kind.
Warm und heimelnd diese Stube,
der Engel Schlaf, Traumträne lind.

Silbern tauchen Mondes Strahlen,
gespenstisch Schatten an die Wand.
Zarte Lider, dunkle Wimpern,
sich bewegt, die kleine Hand.

Verborgen bleibt dem jung Geschöpfe,
der Toten Alp, des Graun Gericht.
Weiche Lippen wieder sanft
die Feder fällt, der Rabe spricht.


Wissenslehre
©Ravena

Reich mir den Kelch des Wissens, das ich brauche,
entziehe mir gleichsam unwertbare Information,
lass mich lernen unter Deinen Augen,
zu heben das Schwert der Gedanken zum rechten Ton.

Lehre mich Weisheit, damit ich weise entscheide,
hand-eln kann, wie es dem Sinn entspricht -
der Nornen unsichtbarner Seide.

Zuerst leer mich, dann lehr mich, dann trink ich,
wie der Fluss des ewigen Bluts,
wie die Gabe des keimenden Samens.
die blütengereifte Ähre in Windes Guts.

Lass mich vollendet dann ruhen in Wissen,
der milden Weite im Augenlicht,
lass es sich Betten, wie in samtenen Kissen,
weder spöttisch, noch altklug, noch kalt.

Und wenn die Prüfung ich dann bestehe,
die vollendete Krone erreich,
wenn ich den Kreislauf end-gültig verstehe,
lass mich lehren, die Lehre, Dir gleich.