Reime u. Lieder zu nordischer Mythologie


Der Ritus des goldenen Gewandes

©Ravena

 

Und so sing ich meine Lieder,

schreib sie auf für Ewigkeit.

Schließe Augen, kehre wieder,

für die Heimesfahrt bereit.

 

An der Rechten, an der Linken

sitzen meine treuen Raben

fliegend in das Innen sinken

Leuchtend schwarz, von Licht erhaben.

 

Corvus war es, der mir mit Sange,

Wegbereiter für mich war

und aus der Ferne hört man bange

Hels Totenstimme, dunkelklar.

 

Sanft erfuhr ich Dorneneiche

wandelte ich schnell mein Kleid,

das Purpur nun dem Golde weiche,

und das Feuer lodert weit.

 

Fließend aus dem heilgen Feuer,

rinnt die Glut auf meiner Haut,

es bricht hinfort von Eis Gemäuer

weise, wem man ist vertraut.

 

Die starke Flamme ist mein Zeichen,

der Atem spendet neues Gut,

und wer nicht sehend, der muss weichen,

das Herz so rein, wie goldnes Blut.


Aus der Unterwelt

Annwn
©Ravena

Gekleidet purpurrot Gewand,
schwarzer Schmuck in silber Streifen
Eibenzweig ruhend in festumschlossner Hand,
wird das Tor eröffnen, wird begreifen.

Siehst du nicht, oh Ahnenvater,
siehst du deine Tochter nicht?
Verkannt, verraten, gegangen durch die Mater,
erkennst durch meiner Augen Licht!

Und Bruder, meiner, einer von den Zwölfen
suchend schweift mein bittend Blick.
Bekannt im Traumen vor dieser Zeiten,
helft mir auf dem Weg zurück.

Schwester zart, im weisen Alter,
thronst du schon, dort wo ich reise?
Dein ratend Wort in meinen Sinne,
wenn meine werden leise, leise.

Bedarf ich aller meiner Gaben,
bedarf mein Schritt den mutgen Lauf.
Auf gleitend Schwingen voraus Raben
führn die Stufen weit hinauf.

Mit dem Blicke dieses Wolfen,
mit dem Biss der Schlangenbraut,
wird hindurch mir aufgeholfen
bin dem Dunkelreich wohl anvertraut.


Das Gesicht der Hel
©Ravena

Nun wundert euch, ihr Narrenvolk,
des Wunderns seid ihr groß
Ich bin gekommen zwischen hier und heut,
ob Glück, ob Verdammnis,
entscheidet euer Los.

Wem zeig ich nur mein schön Gesicht,
wem zeig ich seine Sunden?
Erfahren wirds der Bösewicht
in den gar einsam Stunden.

Wer liebet mich in dunkler Nacht,
und bringet Rosen mir zur Ehr,
dem schenk ich voll Jungbrunnensschacht
schenk vollauf ein, schenk immer mehr.

Doch wer sich ängstigt, sich nicht sieht,
wer meint, er sei ein Wunderknabe,
wer vor meinen lüstern Lippen flieht,
dem stirbt sein linker Rabe.

Noch mehr will ich dir hier berichten
noch mehr will ich euch sagen,
wer vorgibt ehrenhaft zu sein in Pflichten
dem stiehlt sie beide Raben.

Verdammt der Eine, dem Anderen Glück
Es gibt nur diese beiden Toren
aus denen Safttrunk fleißig fließt
und tust auch du der Helen Blick
entscheidet es, ob Leben sprießt
oder du auf immer bist verloren.


Boten Hugin und Munin

 

Botschaft von Hugin und Munin
©Ravena

Der Opferkunst geneigt war ich,
der Apfel weiß und rot.
Sehe in ihr Angesicht,
der Rabe fällt das Lot.

Hier soll es sein, es wird vollbracht,
mit Schweiße, Kuss und Blut,
spricht unerwartet Wundermacht,
in mir tobt Feuers Glut.

Wovon ich sprach, du weißt es noch,
du weißt, wohin ich muss,
und komm ich wieder denke doch,
erreicht dich sanfter Kuss.

Hugin, Munin in den Spitzen
voran ein Adler auf den Schwingen,
man sieht sie aus dem hockend Sitzen
hoch federnd in die Lüfte singen.

Gebaren fort und immerdar,
sie weisen mir den Weg.
Ich sage bald von neuer Mar,
Vertrau, was ich in deine Hände leg.

Erährst es bald,
was ich schon weiß,
und alles wird werden gut,
in mir brennt der Lebenswille
die heiße Liebesglut.


 

Rabenschrei
© Ravena

Es ist gekommen dieser Stunde
ein Vogel schwarz mit Botensang.
Unheilvoll verkündet er in die Runde,
was aus dir und meiner Seele sprang.

Wir werden ziehen bis hin zum Letzten
großen Krieg, wenns sein muss auch
zurück zum Feuer, wo wir Klingen wetzten,
der Schande Rache, verlangt der Brauch.

Wir sehen entgegen deinem Kommen
auch wenn du uns das Auge trübst
weißt nie, wo welche Gluten glommen,
zeigst dein Gesicht, wenn du wieder trügst.

In der Rechten wird getragen,
des Eises Schwert, es bricht durch dich
und von Feuer will ich in deinem Innen sagen,
siehst du mir ins Angesicht.

Vornherum trifft dich die Stille
wo du stehst auch, wo du wandelst,
es ist mein eisern schwerer Wille,
du niemehr mit den Seelen handelst.

Auf dich erlegt, auf deine Krone,
zu deinem Fusse steht bereit,
waltet Götter ob dem falschen Sohne,
und ich bin fortan befreit.


Einweihungen in göttliche Sphären

 

Der Ritus des goldenen Gewandes
©Ravena

Und so sing ich meine Lieder,
schreib sie auf für Ewigkeit.
Schließe Aug und kehre wieder,
für die Heimesfahrt bereit.

An der Rechten, an der Linken
sitzen meine treuen Raben
fliegend in das Innen sinken
Leuchtend schwarz, von Licht erhaben.

Corvus war es, der mir mit Sange,
Wegbereiter für mich war
und aus der Ferne hört man bange
Hels Todestimme, dunkelklar.

Sanft erfuhr ich Dornenreiche
wandelte ich schnell mein Kleid,
das Purpur nun dem Golde weiche,
und das Feuer lodert weit.

Gießend aus dem heilgen Krug,
rinnt die Glut auf meiner Haut,
vollbracht ist nun, es bricht kein Lug,
zeigt an, es war wohl vertraut.

Die starke Flamme ist mein Zeichen,
der Atem spendet neues Gut,
und wer nicht sehend, der muss weichen,
das Herz so rein, wie Goldes Blut.


 

Meilenweit
© Ravena

Meilenweit der Schritte Wege,
fernab der Heimat Ruhelos.
Das Herz in diese Gabe lege,
Schwert bereit an Seite Schoß.

Zaghaft geht man diese Schritte,
es zieht die Sehnsucht an den See.
Geeinigt Geist reift in der Mitte,
es fallen Sterne sanft wie Schnee.

Aus der Wassern schillernd Pracht
in der kühlen Nacht geboren.
Ergriffen von der Wundermacht,
öffnen Ranken goldne Toren.

Vertrauend Wille wird nicht zagen,
führt mit jenem einem Tritt,
Nackte Füße wollen wagen,
tragen vorwärts nicht zurück.


Es wird sich zeigen, welchen Standes,
wer ertrinkt und wer wird gehen.
Erreichte Ziel der Sehnsuchts Landes,
das trübe Aug´kann wieder sehen.


 

Widerstand
© Ravena

Sieh der armen Weltenkrieger
schmuck und schön ist sein Gewand,
zog aus zu knechten andre Sieger,
vorn auf das Pferd ist angespannt.

In der Hand hält er die Schellen,
einzufangen Seelenschar,
wenn wieder Höllenhunde bellen,
töricht, töricht Reiter, was ich sah.

Sitzt hoch zu Ross der dunkle Dämon,
am Feuer sitzen hundert Mannen.
Es ist der Zeitenwandler Äon,
wispert, säuselnd Wind in Tannen.

Hört hört, schreit er von oben nieder,
ich bin das Anfang und das Ende.
Durchzuckte fahrend in die Glieder,
nah den Waffen, der Griff der Hände.

Doch wie es kam, so musst es kommen
Wahrlich so war´s immer doch.
Und beruhigt sah Stammesvater glommen,
Glut auf Feuer brannte noch.

Dem Blicke folgten seine Sippen,
taten es ihm ebengleich
und raunten Worte von den Lippen,
es wurden Herzen dadurch weich.

Umschlossen dabei Hand in Hand
keiner rein und keiner raus,
besiegt wurd Bosheit durch Verstand,
Wanderer zieh Lehren draus.