Das Wunschbuch
©Ravena/Denise Kellner
Die Tochter des Holzfällers liebte einen jungen Mann, der sich ihr nur offenbarte, wenn sie die Geschichten in ein bestimmtes Buch schrieb. Dieses Buch war ein magisches Wunschbuch, welches sie beim Arbeiten im Wald in einem alten, knorrigen Baum gefunden hatte.
Leer war es, als sie es fand und als sie ihren Vater darum bat, es mitnehmen zu dürfen, so ließ er es zu, da nichts verwerfliches darin zu finden war, denn es waren nur leere Seiten darin. Lange hatte sie überlegt, was sie mit dem Buch wohl anfangen könne, bis sie es eines Nachts, wo sie keine Ruhe fand hinausging und sich unter ihren Baum setzte. Das Buch lag dabei auf ihren Schoß und in der Hand hielt sie eine kleine Feder. Plötzlich schien von dieser Feder ein magischer Schimmer auszugehen und auch vor ihr erblühte eine Blume der Nacht, vielleicht aber auch der Sterne, denn diese Blume leuchtete ihr hell, sodass sie sich auf die Seite legen konnte und alles, was sie in das Buch schrieb zu lesen vermochte. Wie sie so rätselte, was sie wohl in das Buch hineinschreiben könnte, da dachte sie über ihre Wünsche nach und schrieb gleich einen hinein:
"Ich wünschte, ich könnte fliegen. So elegant wie ein Schwan im Wasser und so schnell wie der Adler in der Luft"
Wie sie noch schrieb, so wuchsen ihr feingliedrige Flügel und die Schrift mit dem Wunsch verschwand, sobald er sich erfüllte. Fortan ging sie jede Nacht, wenn der Vater tief und fest schlief vor
die Türe und schrieb ihre geheimsten Wünsche in das Buch hinein. Und jede Nacht kam er sie seitdem besuchen, der junge Mann aus dem fernen Land, dessen Namen sie in ihrem Herzen trug. Jede Nacht
küsste er sie im feuchten Gras neben der Blume und jede Nacht berührten seine Hände ihren Körper. Er küsste ihre Lippen, ihren Hals und er küsste ihren Schoß. Er liebte sie bis zum Morgengrauen
und drang immer und immer wieder in sie, um sie in die Höhen des Glückes zu bringen. Doch mit dem ersten Sonnenstrahl verschwand die wundersame Blume, als auch die Schrift auf dem Papier in dem
Buch und mit ihnen der Mann, der sie jede Nacht bis an ihr Lebensende liebte.
Die Stimme im Wind
©Ravena/Denise Kellner
Auf den Klippen, nah den Göttern
reicht mein Blick in weite Fern.
Und der Tag will sich erlöschen,
dunkelrot wird unser Stern.
Schimmert sanft und reicht sich golden
all den Wipfeln sanft verträumt.
Und die Stimme flüstert leise,
wird von Tälern eingesäumt.
Erst ein Wispern, wie aus Bäumen,
die sich in meinem Hinten säen
Lauter ruft sie in die Welten,
mit dem Winde wird sie gehen.
Ich erhebe meine Arme,
die Stütze feiner Erde ist.
Schließ´die Augen, atme tiefer,
Freiheit singt, so lang vermisst.
Die Stimme heilt bei jedem Klange,
reift heran, jedwedem Sein.
Und sie fliegt hinfort in jeglich allen,
dringt so tief in Wahrheit ein.
Lauter, lauter werd ich singen,
wie ich einst war und wie ich werde.
Was ich jetzt bin, das wissen Götter
heil der Stimme dieser Erde.
Fliege, rabenschwarze Tochter,
mit wachem Blick und rechter Hand,
die Stimme sich dem Wind wird gleichen,
überall wird sie erkannt.
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