Gedichte für das Jahr 2013


"Das Leben gehört dem Lebendigen an, und wer lebt, muß auf Wechsel gefasst sein."

 (Johann Wolfgang von Goethe)

 

 

Ein Professor händigte die Unterlagen für das Abschlußexamen aus und verursachte einige Verwirrung bei den Studenten. Einer von ihnen sprang auf und rief aufgeregt: "Aber, Herr Professor, das sind ja die gleichen Fragen, die Sie uns bei der letzten Klausur gestellt haben!" - "Stimmt", sagte er, "aber die Antworten haben sich geändert".

 (unbekannt)


Monat Januar/Hartung 2013

Fehu

©Ravena

 

Wohlig heimelnd in den Stuben,

des Heimes Feuer nie erlischt.

S´wärmt die Mädchen und die Buben,

wenn der Winter sie erfrischt.

 

Beieinander sitzt man gerne,

erzählt Geschichten vor dem Feuer.

Kinderaugen selbst wie Sterne,

lauschen Feen und Ungeheuer.

 

Das gute Essen in dem Kessel,

die Hitze füllt den Raum mit Duft.

Zurückgelehnt mit Buch im Sessel,

wahrlich wärmend riecht die Luft.


Monat Februar/Hornung 2013

Erwachen

©Ravena

 

Jungfrau zart, so weiß, so rein

schnitzt ich mir das Pfand des Glück.

Und ewiglich ist sie ganz mein,

das erste Zeichen, kein Zurück.

 

Wahrheit wird sich ganz beweisen,

dringt durch stärkstes Felsgestein.

Reinheit klingt in Tönen, in Leisen,

grünend wird die Hoffnung sein.


Monat März/Lenzing 2013

Ansuz

©Ravena

 

Heilend diese Sonnenstrahlen,

zart erscheint das erste Licht.

Atme Wissen, befreit von Qualen,

weise ist die klare Sicht.

 

Leben kehrt mit jedem Zuge,

fließend sanft zurück zu mir.

Befreiend dringts in jede Fuge,

es wird ganz neu, im Jetzt und Hier.


Monat April/Wandelmond 2013

Augenschön

©Ravena

 

Strahlend schön sind deine Augen,

niemals ich gar solche sah.

Möcht verweilen, möcht noch schauen,

der Glanz in ihnen - wunderbar.

 

Lebendig spiegelt sich die Seele,

ich tauche ein, ich seh dich ganz.

Was deine Augen mir erzählen,

berührend stark in mir verpflanzt.

 

Nun bin ich du und tanz dein Leben,

was du getan hast, was gesehn.

Was du genommen, was gegeben,

was einst fiel und was blieb stehn.

 

Wunderschön sind deine Augen,

ich schau sie an und fall in dich.

Möcht ewiglich in ihnen schauen,

will in dir erkennen mich.


Monat Mai/Wonnemond 2013

Schutz

©Ravena

 

Gesegnet seien deine Schritte,

Licht sei dir auf allen Wegen.

Sei beschützt in deiner Mitte,

tritt furchtlos in den Tag, das Leben.

 

Götter mögen dich begleiten,

wohin du gehst, wo du auch bist.

Streck die Arme in die Weiten,

fühl, wo dein Zuhause ist.

 

Sei behütet von den Starken,

von des Fäden Nornenrad.

Komm in die Welt und lass nicht warten,

was getan will, sei gewagt.


Monat Juni/Brachet 2013

Zauberpflanze

©Ravena

 

Wortlos pflück ich dich am Rande

ferner Welten, jeder Grenze.

Umwickel dich mit einem Bande

betörend wie der Zeit im Lenze.

 

Schnür mir den Gürtel für das Brennen,

für heilges Wissen weiser Frau´n.

Wirst mich rufen, mich benennen,

meinen Namen zu erschau´n.


Monat Juli/Heuert 2013

Am Wegrand

©Ravena

 

Am Wegrand setzt sich der dornige Stiel,

schaut dem Wanderer hinterher.

Trauer spiegelt sein Haupt wider,

Tränen perlen im Morgentau an seinen Blättern.

 

Den Kelch öffnet er jedoch jeden Tag,

streckt sich in sattem Rot dem Licht entgegen.

Strahlt weich und samtig in die Ferne,

sein Blick bricht Nebel entzwei.

 

In der Nacht, ungeahnt allen Lebens,

trägt er des Abendleids Kleid.

Nur der Wind trägt dem Mond

Lieder von Geschichten seiner Liebe zu.


Monat August/Ernting 2013

Kenaz

©Ravena

 

Spieglein, Spieglein an den Wänden,

sieh mich an, du siehst mich nicht!

Blut, es klebt an deinen Händen,

in dir das Dunkel, mir das Licht!

 

Böser Blick, du willst mich treffen,

unverzeihlich ist dein Fluch!

Es richtet dich, dein Wort den Schöffen,

dein Augenmerk dich aufgesucht.

 

Wandle, Wandle deinen Willen,

wo du versuchst, mich einzufangen.

Wird dein Blutdurst dich nicht stillen

und Fessel deiner Lippen prangen.


Monat September/Scheiding 2013

Der goldene Fluss

©Ravena

 

Man sagt, es sei verwunschner Orte,

wo er liegt, der goldne Fluss.

Durch ihn fließen Wunsch beim Worte,

wandelt Trübsinn in Genuss.

 

Wandelt Kranke zu Gesunden,

schenkt den Armen einen Schatz.

Seele, Körper, ganz umwunden,

geboren neu in einem Satz.

 

Fließ auch du durch meine Adern,

goldner Fluss, ich such nach dir.

Werd ich verlassen alte Pfaden,

dann weiß ich, dass du bist in mir.


Monat Oktober/Gilbhart 2013

Schlafende Prinzessin

©Ravena

 

Um sie ranken sich die Sagen,

Dornen auch und Rosen fein.

Manch einer wollt, er könnt sie fragen,

ob sie sei, auf Ewig sein.

 

Doch sie schläft den Schlaf der Schlafe,

bis zu des Spindels Faden Ende.

Leise spielt im Traum die Harfe,

das Ruhen liegt in einer Wende.

 

Im Morgentau nach vollem Monde

öffnet sich ihr Mund, ihr Herz.

Und einer ists, der bei ihr wohne,

der ihr nimmt des Lebens Schmerz.


Monat Novemver/Nebelung 2013

Notwendigkeit

©Ravena

 

Neunmal kehrt sie in das Dunkel,

schaut sich ihre Schatten an.

Begehrt das Licht, das helle Funkeln,

mal neun ist es ihr angetan.

 

Zeit, so zäh, sie liegt im Nebel,

Zeit dafür neunmal zu gehn.

Sich erinnern alter Knebel,

der Wind wirds neunmal dann verwehn.

 

Regen stäubt sich auf dich nieder,

neunmal fallen dir die Tropfen.

Nach neunmal kehrst gesund du wieder,

wenn Schatten an dein Fenster klopfen.


Monat Dezember/Julmond 2013

Albranke

©Ravena

 

Dein Haus, dein Heim, dein Mann, dein Kinde,

bewahr ich vor des Nachtes Graun.

Häng mich an, häng mich gen Winde,

lass mich der Alben Schritte schaun.

 

Verschenk mich gern an ein dir Treuen,

ein Helfer bin ich ihm in Not.

Werd es wagen, werd nicht scheuen,

ihn zu schützen vor dem Tod.

 

Mit goldner Sichel nimm mich schweigend,

ehre mich mit dieser Beuge.

Deine Feinde dir vertreibend,

Beständigkeit sei dir dein Zeuge.


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